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Erwerb und Zustand

Lionel Standard Gauge at the Greenhouse Days 2018 | | Versand

Wenn man sich eine alte Spur 0 Lok zulegen möchte, so gibt es zuerst einmal natĂŒrlich ebay. Hier werden aber von “professionellen” Anbietern hĂ€ufig total verbeulte und verbastelte Loks zu stark ĂŒberhöhten Preisen angeboten, die man als Laie auf den ersten Blick mitunter schwer als solche identifizieren kann.

Insbesondere die Originalkartons, die bei Sammelloks 10–20% des Wertes ausmachen, sind nur von Experten als solche zu identifizieren, da viele FĂ€lschungen und gutgemachte italienische Replikas aus den 70ern im Umlauf sind.

Es empfiehlt sich generell ein Objekt wenn möglich immer erst in Augenschein zu nehmen, es sei denn man weiß von einem vertrauenswĂŒrdigen HĂ€ndler, dass die Zustandsbeschreibungen der Wahrheit entsprechen.

Den Zustand kann man naturgemĂ€ĂŸ gut auf den sog. Eisenbahnerbörsen oder Kofferraumbörsen beurteilen. Meistens sind die Preise dort aber auch nicht unbedingt zeitgemĂ€ĂŸ zu nennen. Das Preisniveau hat seit ca. 2010 deutlich abgenommen. Viele HĂ€ndler versuchen aber immer noch zu den alten Preisen zu verkaufen. Die Preise steigen aber seit Corona wieder.

Der Zustand eines Objektes wird von Sammlern in folgende Klassen eingeteilt:

KlasseZustandKriterienZielgruppe
Z1neuwertig im Originalkartonkeine Lackausbesserungen, keine Dellen, Abplatzungen oder Kratzer, unbespieltSammler
Z1-neuwertig im OK, minimal bespieltminimale Kratzer oder LackfehlstellenSammler, Spieler
Z2wenig bespieltkleine Kratzer oder Lackfehlstellen, funktionsfÀhigSpieler
Z2-bespieltdeutliche Kratzer und Lackfehlstellen, funktionsfÀhigSpieler
Z3stark bespieltgrĂ¶ĂŸere Kratzer, Dellen, Verbiegungen, Lackfehlstellen oder AbbrĂŒche, kleineere Fehlteile, Funktion nicht notwendigerweise gewĂ€hrleistet, aber reparierbarBastler
Z4kaputtunvollstÀndig, total verkratzt, verbeult, verbogen, funktionsunfÀhigErsatzteiltrÀger

Die amerikanische TCA (Train Collectors Association) hat ein eigenes System zur Beurteilung des Zustands. Dieses ist in Europa eher unbekannt, aber in den USA sehr verbreitet und sehr gut dokumentiert.

Im folgenden ein paar Tipps beim Kauf und fĂŒr die Beurteilung des Lokzustands:

No-Go’s beim Lokkauf:

  • Ungetestete Loks, fĂŒr die es keine Funktionsgarantie gibt
    • Elektrische Motoren sind meistens robust und gut zu reparieren, wenn sie nicht auf Anhieb laufen wollen, aber hierfĂŒr ist zumindestens ein erheblicher Zeitaufwand fĂŒr das SĂ€ubern und Neuverdrahten einzukalkulieren
    • Selbiges gilt fĂŒr Uhrwerk-Lokomotiven, bei denen die Feder gebrochen ist
  • Fehlende Teile wie Puffer, Kupplungen, Galeriestangen, Trieb- und Kuppelstangen, BĂŒrstenkappen, Zugstangenknöpfe etc.
    • Original-Kleinteile können in der Summe sehr schnell teurer werden als die ganze Lok
  • GrĂ¶ĂŸere Blechverbiegungen wie z.B. am FĂŒhrerhausdach oder den Leitblechen
    • Einmal verbogen - immer verbogen
  • Durch Herunterfallen eingedrĂŒckte Puffer, Schornsteine, FĂŒhrerhĂ€user oder sonstige durch Aufschlag verursachte Dellen
    • Bei stĂ€rkerer Verbiegung kaum reparabel
  • Fehlender oder unpassender Tender
    • Den Richtigen muss man erst mal fĂŒr vernĂŒnftiges Kleingeld finden
  • Nicht original lackierte, verbastelte oder gesuperte Loks - auch bekannt als “Code 3”
    • Diese taugen höchstens als billiger Ersatzteilspender
  • Rissige RĂ€der bei ZinkdruckgussrĂ€dern
    • Alte BleigussrĂ€der oder geschraubte GussstahlrĂ€der haben keine Rissprobleme
  • Spurrillen in den RĂ€dern, die auf lange Laufzeiten hinweisen
    • Ausgenudelte GetrieberĂ€der und ausgefahrene Buchsen mĂŒssen unter UmstĂ€nden erneuert werden
    • FĂŒr manche Loktypen gibt es gĂŒnstige Ersatzteile, fĂŒr manche der Ă€lteren Loks gibt es so etwas aber nur in teurer Einzelanfertigung oder ĂŒber einen ErsatzteiltrĂ€ger
  • Stark eingelaufene oder gar durchdrehende ZahnrĂ€der
    • Diese lohnen den Aufwand nicht, da nicht nur die RĂ€der sondern die gesamte andere Mechanik ausgenudelt ist
  • Spitzes Profil des Zwischengetriebezahnrads, das auf extrem lange Laufzeiten hinweist
    • Entsprechend schlecht erhalten ist der Gesamtzustand des Motors
  • Bröselige Verdrahtung
    • Kann noch lange halten, muss aber nicht
    • Über kurz oder lang ist eine Reinigung und Revision des Motors einzuplanen
    • Am besten sind neue Verdrahtungen, denn dann wurde die sowieso notwendige Revision bereits durchgefĂŒhrt

Sehr grĂŒndlich sollte man auf die folgenden Dinge achten, nicht weil diese unbedingt ein No-Go aber doch zumindestens eine mehr oder weniger deutliche Wertminderung darstellen:

  • Gealterter oder rissiger Lack
  • Abgegriffene Kesselringe
  • Ausgebleichte SchriftzĂŒge
  • Baujahr zur Beurteilung von Vor- oder Nachkriegsmodellen
  • NachtrĂ€gliche VerĂ€nderungen am Originalzustand
    • Z.B. unsachgemĂ€ĂŸer Umbau auf Gleichstrom durch Ausbau oder Zerstörung der 66er Schaltung (wie man es richtig macht siehe hier und hier)
    • RĂ€der, die im Gegensatz zum bespielten GehĂ€use wie neu aussehen und daher höchstwahrscheinlich durch NachgĂŒsse ersetzt wurden
      • Teilweise ersetzte RĂ€der sehen nicht schön aus.
      • Wenn schon erneuert, dann bitte komplett!
      • FĂŒr Spieler sind professionell ersetzte RĂ€der aber sogar vorzuziehen
        • Dies gilt insbesondere fĂŒr Standard Gauge
  • Lackabplatzungen, die ĂŒber kleine Chips hinausgehen
  • GroßflĂ€chige Übermalungen
    • VerdĂ€chtig sind Teile, die top aussehen im Vergleich zum bespielten Rest
    • Es werden z.B. gerne die roten Seitenstreifen, die Pufferbohle oder die unteren DruckluftbehĂ€lter ĂŒbermalt
    • Die Zylinderblöcke stoßen sich bei Entgleisungen sehr schnell ab und werden daher gerne komplett schwarz ĂŒbermalt, wodurch die Zierstreifen verschwinden. NachtrĂ€glich lassen sich die Zierstreifen sehr schwer wieder so akkurat wie beim Original restaurieren.
    • WagendĂ€cher sind exponierte Blechteile, die zuallererst unter dem Spieltrieb leiden. Dadurch dass sie sich zumeist leicht abnehmen lassen sind sie die ersten Teile, die einer Neulackierung zum Opfer fallen. Insbesondere alte mehrfarbig handlackierte Wagen haben danach eine Farbe, die selten zum Originalzustand passt.

Leicht zu behebende MĂ€ngel:

  • Verbogene oder fehlende Kupplungen
  • Leicht verbogene Blechtteile lassen sich von Hand gut richten
  • Fehlende LĂ€mpchen
    • → StĂŒck 1 EUR bei gĂ€ngigen Ersatzteilelieferanten
  • SchwergĂ€ngige Lok oder verschmutzte Kollektoren
  • Abstehende oder lose RĂ€der
    • → Wenn das Rad nicht zinkrissig ist, kann man es mit Schraubensicherung (z.B. Loctite 648) wieder einfach fixieren
  • Verschlissener Schleifer
    • → Ersatz fĂŒr MĂ€rklinteile gibt es bei Ritter-Restaurationen oder Alfred Becker.
  • Kleinere Chips an schwarzen oder roten FarbflĂ€chen
    • → Kann man austupfen, man kann aber auch einfach nur patinieren!
    • → Finger weg von grĂŒn oder blau - das bekommt nur der Profi hin!

Der Zustand des Lacks ist so eine Sache: Um festzustellen, ob der Lack nachtrĂ€glich ausgebessert wurde, mĂŒsste man ihn unter UV-Licht betrachten. Neue Lacke enthalten mal mehr oder weniger Weißmacher als der Originallack und sind dadurch unter UV-Licht gut zu sehen, weil sich dann entweder hellere oder dunklere Flecken zeigen. Ein paar kleine Tupfer sind meiner Meinung nach akzeptabel, aber das muss jeder Sammler selbst entscheiden. Wenn jedoch systematisch oder großflĂ€chig ausgebessert wurde, so schaut das meiner Meinung nicht mehr schön aus, weil diese FlĂ€chen nicht mehr die originale Patina aufweisen. Es gibt viele Sammler, die die Patina einer in WĂŒrde gealterten Lok zu schĂ€tzen wissen und einer neu renovierten Lok vorziehen.

Auf den folgenden Bildern ist der Unterschied der Normal- und UV-Beleuchtung am Beispiel einer renovierten MĂ€rklin R890 Uhrwerkslok zu sehen. Auf dem linken Bild sieht man mit geschultem Auge, dass die RĂ€der neu sind, der Dom und der Schlot sowie einige Stellen am Kessel und die Zylinderkanten ĂŒberlackiert wurden sowie dass das R von der Typbezeichnung R890 ĂŒbermalt wurde. Auf dem rechten Bild sieht auch der absolute Laie unter UV-Licht deutlich, wo die Renovierungen stattgefunden haben.

R890-NormalLicht R890-UVLicht

Auf den folgenden Bildern eines Bananenwagens sieht man schon sehr deutlich, dass manche Stellen ĂŒbermalt wurden, weil an manchen Stellen die Zierlinien fehlen (z.B. an der rechten Diagonalstrebe im linken Bild). Unter UV Licht sieht man es trotzdem noch einmal viel besser (im rechten Bild).

17920-NormalLicht 1792-UVLicht

Auf den Bildern der entsprechenden Online-Plattformen sind solche Details aber meistens nicht erkennbar, hier muss man sich auf die Angaben des Anbieters verlassen können. Es gibt genĂŒgend “professionelle” HĂ€ndler, die solche Details absichtlich nicht abbilden oder textuell dokumentieren. Hier hilft nur die Erfahrung weiter, um solche Details trotzdem erkennen zu können. Im Zweifelsfall gilt: Finger weg.

Auf ebay erhĂ€lt man so gut wie keine Loks in sammelwĂŒrdigem Zustand Z1. Diese Sammelobjekte werden fast ausschließlich zu entsprechenden Sammlerpreisen auf den Auktionsveranstaltungen der großen AuktionshĂ€user angeboten. Manchmal kann man dort auch Objekte in Z2 oder Z3 zu niedrigeren Preisen als auf ebay ersteigern. Manche minderwertige StĂŒcke, die bei solchen Auktionen sozusagen als Beifang mit dabei waren, werden dann von professionellen HĂ€ndlern zu exorbitant ĂŒberhöhten Preisen auf ebay angeboten. Auch hier gilt Finger weg - insbesondere bei Artikeln mit Sofortkauf, welche nur in wenigen FĂ€llen wirklich zu fairen Preisen angeboten werden. Manchmal hat kann man aber auch GlĂŒck haben, aber auch hier gilt: Nur mit entsprechender Erfahrung kann man das richtig einschĂ€tzen.

Ein Beispiel: Wird auf ebay von einem professionellen HĂ€ndler ein Artikel zum Sofortkauf angeboten, so stammt dieser hĂ€ufig von anderen Auktionen. Damit sich dies fĂŒr den HĂ€ndler lohnt, schlĂ€gt er nach meiner Erfahrung ordentlich etwas darauf, so dass der Artikel im Schnitt fĂŒr das 2–3fache des regulĂ€ren Preisen angeboten wird. Beim Sofort-Kauf auf ebay hat man also mindestens durch den Faktor 2 zu teilen, um auf den regulĂ€ren Preis zu schließen. Einen solchen Artikel erwirbt man nur in absoluten AusnahmefĂ€llen, wenn das Objekt der Begierde entsprechend besonders rar und sonst nicht zu bekommen ist.

Andererseits werden von Privatpersonen auch echte “Dachbodenfunde” per Sofort-Kauf angeboten. Hier kann der Preis noch in Ordnung sein - also ein sprichwörtliches SchnĂ€ppchen. Aber genauso hĂ€ufig ĂŒberschĂ€tzen die Finder den Marktwert deutlich. Meistens sind diese Artikel auch noch schlecht beschrieben, unscharf fotografiert und ungetestet, so dass man die Katze im Sack kauft, wenn man sich nicht wirklich gut in der Materie auskennt. Aber manchmal kann man natĂŒrlich auch ein echtes SchĂ€tzchen fast zum Nulltarif bekommen. HĂ€ufig ist der Artikel dann aber doch schlußendlich dem Preis angemessen: nĂ€mlich unreparierbarer Schrott. Wer Blech sammelt, sollte also davon ausgehen, dass man anfangs schon ein gewisses Lehrgeld wird bezahlen mĂŒssen. FĂŒr anstĂ€ndige QualitĂ€t muss man eben bereit sein, einen angemessenen Geldbetrag zu investieren. Es gilt wie ĂŒberall auch: Man bekommt das, was man dafĂŒr bezahlt.

Die folgenden AuktionshÀuser sind auf Blecheisenbahnen spezialisiert:

Das ĂŒbergeordnete Auktions-Portal dieser AuktionshĂ€user ist lot-issimo.

Daneben gibt es im Einzugsbereich jeder grĂ¶ĂŸeren Stadt bestimmt das eine oder andere Auktionshaus, das ab und zu auch Spielzeug-Auktionen veranstaltet.

Schaut man etwas weiter weg nach Übersee, dann gibt es folgende Auswahl an AuktionshĂ€usern in England und US:

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