Lackpflege
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Alte Blechgleise können mit relativ einfachen und groben Methoden wieder zum Glänzen gebracht werden. Bei lackierten Blech-Loks und Wagen geht dies natürlich nicht. Wenn der Zustand bereits schlecht ist, sollte man außer ein bißchen Reinigen und Zurechtbiegen per Hand nichts unternehmen. Bespielt ist bespielt und das ist gut so.
Auch eine Neulackierung oder Ausbesserung ist selten empfehlenswert, denn den selben Farbton und die ursprüngliche Patina wird man mit modernen Lacken schwer hinbekommen. Die Zusammensetzung heutiger Lacke unterscheidet sich grundlegend von den alten Lacken. Eine Neulackierung oder Ausbesserung ist etwas für Spezialisten. Selber sollte man, wenn man nun unbedingt möchte, nur minimale Lackfehler mit Revell SM302 (schwarz) oder Revel SM330 (rot) austupfen. Bei anderen Farben ist das Austupfen nicht zu empfehlen. Im Zweifelsfall sollte man den Lack im Originalzustand belassen.
Allerdings kann man das Blech und den Lack selbstverständich mit einem geeigneten Lösungsmittel reinigen und konservieren, so dass die Lok ihren Zustand weiterhin behält. Man sollte allerdings auf keinen Fall Spiritus oder Kontaktspray verwenden. Diese lösen die meisten Lacke an. Auch Waschbenzin oder WD40 ist nicht immmer verträglich. Ebenso Isopropylalkohol, der ähnlich wie Spiritus eine anlösende Wirkung bei manchen alten Lacken haben kann.
Hier empfiehlt sich, zuerst auf Nummer sicher zu gehen und anstelle dessen auf Petroleum zurückzugreifen, das man billig in jedem Baumarkt bekommt. Petroleum hat eine leicht reinigende Wirkung vergleichbar mit Waschbenzin, es greift aber die alten Lacke nicht an. Petroleum löst außerdem oberflächlichen Rost bzw. Flugrost. Es stinkt allerdings, man sollte sparsam damit umgehen. Es verdampft zwar vollständig aber langsam und stinkt daher zusätzlich auch noch entsprechend lang. Was macht mann nicht alles für die Schönheit ;-)
Eine geruchslose jedoch teure Alternative zum Säubern und Entrosten ist WD40 (Water Displacement Formula #40). Es schützt durch Wasserverdrängung auch vor Rostansatz. Eine Schmierwirkung ist vorhanden aber kaum nennenswert. Die meisten neueren Lacke sollten nicht angegriffen werden, aber das sollte man vorher an einer unsichtbaren Stelle ausprobieren.
Waschbenzin sollte ebenfalls bei den meisten alten Lacken keinen Schaden anrichten, aber eine Garantie übernehmen möchte ich nicht. Problematisch sind z.B. aufgemalte Ziffern. Manche sind schon von alleine so verblasst, dass man Waschbenzin bei diesen nicht wirklich ausprobieren möchte.
Auch mit handelsüblicher Zahnpasta kann man glattes, lackiertes Blech reinigen. Dies ist insbesondere dann zu empfehlen, wenn der Lack Spuren von Flugrost aufweist. Zahnpasta enthält winizige Kreide- bzw. Silikatkörnchen, die wie eine Schmirgelpaste wirken aber keine sichtbare Kratzspuren im Lack hinterlassen. Den groben Flugrost löst man daher mit Petroleum an und schmirgelt den restlichen Flugrost mit Zahnpasta und einer alten Zahnbürste ab. Nach dem Schmirgeln auf sorgfältige Trocknung achten. Auch verchromte Teile lassen sich damit sehr gut von Flugrost befreien. Falls dieser kräftiger anhaftet, sollte man für verchromte Teile etwas Essig zu Hilfe nehmen.
Falls man einen Holzofen besitzt, kann man auch die Asche zum Polieren verwenden. Wie Zahnpasta enthält die Asche winizigste Rußpartikel. Beim Polieren von Lack ist natürlich Vorsicht geboten, dass man diesen nicht stumpf poliert und eventuell durch den Ruß verunreinigt. Bei verchromten Teilen klappt das aber gut.
Für Experten ist auch folgendes Vorgehen sinnvoll, um matte oder zerkratzte Oberflächen wieder aufzufrischen: Da alte Lacke spirituslöslich sind, kann man stumpf gewordene Lackoberflächen mit einem Zerstäuber (Parfümsprühflasche) mit Spiritus vorsichtig einnebeln. Manche hängen das lackierte Blech auch über eine Wanne mit Spiritus und decken es mit einem Eimer ab. Nach dem Verdampfen bleibt eine glatte Oberfläche zurück, bei der die oberflächlichen Kratzer durch die anlösende Wirkung egalisiert worden sind. Die Dosierung des Nebels verlangt jedoch einiges an Übung, so dass man dies ohne ausführliches vorheriges Testen nicht an seinem besten Stück ausprobieren sollte!
Nachdem das Blech gereingt ist, sollte es konserviert d.h. vor Rost geschützt werden. Zum Konservieren eines lackierten Blechs ist Petroleum nicht geeignet, da es zwar langsam aber vollständig verdampft und keinen langfristigen Schutzfilm bildet.
Zum Reinigen und Konservieren von Waffen benutzt man sogenanntes Waffenöl (alter Handelsname Ballistol). Dieses ist mit Einschränkungen auch für Blechfahrzeuge geeignet.
Ballistol besteht hauptsächlich aus sog. Weißöl. Dieses Öl ist chemisch stabil, kriechfähig, verharzt nicht und greift alte Lacke nicht an, d.h. es ist ein sogenanntes Kriechöl. Es ist außerdem wasserabweisend und wasserverdrängend. Daher ist es prinzipiell zur Konservierung und als Rostschutz sehr gut geeignet. Es ist auch gut handverträglich.
Als Beimengung enthält Ballistol Alkohole, Fettseifen, Ölsäure und weitere Zusatzstoffe, die es leicht alkalisch machen. Dies dient der Reinigung des Waffenlaufs und der Beseitigung von Schmauchspuren und Pulverrückständen sowie der Neutralisation von sauren Schießrückständen. Daher ist bei lackierten Blechoberflächen Vorsicht angebracht. Aber prinzipiell entfernt Ballistol groben Schmutz und Flugrost und konserviert gleichzeitig. Dadurch ist Ballistol sozusagen die Allzweckwaffe der Reinigung.
Wegen der Zusatzstoffe entfernt Ballistol wie gesagt Rostansatz und Fettrückstände zuverlässig. Bevor man es jedoch hierfür verwendet, sollte man den Lack an einer verdeckten Stelle auf Verträglichkeit prüfen. Zum Beispiel vertragen die Lionel-Farben, die vor dem 1ten Weltkrieg verwendet wurden, überhaupt keinen Alkohol oder Spiritus. Nicht einmal den Weichmacher aus Plastikfolie verzeihen diese Farben. In diesem Fall greift man besser zu normalem Weißöl oder Petroleum.
Wegen der Zusatzstoffe eignet sich Ballistol außerdem nur für Eisen und Stahl, jedoch nicht für Messing, Zinn oder verchromte Bauteile. Diese Verfärben sich nach längerer Einwirkzeit. Ein Kriechöl, das diese negativen Eigenschaften in geringerem Maße hat, ist Gunex. Es ist im Gegensatz zu Ballistol ein Neutralöl, d.h. nicht alkalisch und emulgiert deutlich weniger. Dadurch schützt es langfristig besser vor Rost und ist die bessere Wahl, wenn es um das Einmotten und weniger um das Reinigen von Blechspielzeug geht. Allerdings hat es einen intensiven Eigengeruch. Man könnte auch sagen, es stinkt.
Aber auch das stinknormale säure- und harzfreie Nähmaschinen- bzw. Feinmechaniköl eignet sich gut zur Konservierung, da es prinzipiell auch ein Weißöl ist. Nur zum Ölen des Motors und der Getriebeteile sollte man es nicht benutzen. Trotz seiner Dünnflüssigkeit hat es vergleichsweise schlechte feinmechanische Schmiereigenschaften. Eine biologisch abbaubare Alternative zum Weißöl ist übrigens raffiniertes Olivenöl.
Weiterhin ist Heißdampföl (auch bekannt als Zylinderöl) aufgrund seiner Zähflüssigkeit zur Getriebeschmierung sehr gut geeignet. Dieses Dampföl ist bis über 300 Grad hitzebeständig und wird in Dampflokomotiven zur Schmierung der Zylinder, Schieber und anderer heißer Bauteile verwendet. Insbesondere für ausgenudelte Getriebe ist es perfekt geeignet. Es haftet wie der Teufel und bildet dadurch einen dicken, schmierenden, teerschwarzen Film. Es kann aber auch ganz schön herumspritzen, wenn es heiss wird. Das gibt dann eine echte Sauerei.
Ach, und noch etwas: Bitte keinen Diesel verwenden, das zieht den Rost förmlich an (hygroskopisch).