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Lacke

Alte Brennstoffe | | Kopalharzlack

Alte Lacke unterscheiden sich fundamental von heutigen Lacken wie z.B. Acryl- oder Kunstharzlacken. Auch die Pigmente, die zur Färbung der Lacke verwendet wurden, waren ganz unterschiedlich und auch teilweise noch sehr giftig.

Man muss zwischen der Grundierung, dem farbtragenden Lack und der Schutzschicht - dem Firnis - unterscheiden. Grundiert wurde in der Frühzeit im 19ten Jahrhundert bzw. vor dem 1.WK gar nicht. Dies führt zu schlechter Haftung und abblätterndem Lack, der hautpsächlich auf Ölbasis angemischt wurde, d.h. mit Leinöl bzw. Leinölfirnis. Das traditionell älteste Lösungsmittel für Lacke auf Harzbasis war Terpentinöl, d.h. das natürlich ätherische Öl des Harzes verschiedener Kiefern- und Lärchenarten. Spätestens nach dem 1.WK wurde mit besser haftenden Spirituslacken auf Kopalharzbasis gearbeitet, aber immer noch ohne Grundierung, dafür aber mit einer zusätzlichen Schutzschicht - dem Firnis. Dieser war meistens farblos (bis auf schwarze Lacke, die ohne Firnis auskommen) und wurde über die farbtragende Lackschicht appliziert. Dies geschah, um die Farbschicht gegen Abrieb zu schützen und der Farbschicht mehr Glanz zu geben.

Über die Zusammensetzung der Farblacke bei den einzelnen Herstellern ist wenig konkretes bekannt und die Rezepturen sind mannigfaltig gewesen. Der Firnisäs ist aber bei Blechspielzeug ab ca. 1900 in der Regel immer ein sog. Spirituslack gewesen. Dieser besteht aus natürlichen teilfossilen Harzen, die in Sprit (heutiger Spiritus bzw. Alkohol, d.h. Ethanol bzw. Ethylalkohol) aufgelöst wurden. Diese trocknen sehr schnell, sind widerstandsfähig und je nach verwendetem Harz auch sehr transparent. Dammar-Harz ist am transparentesten aber wasserempfindlich. Daneben gibt es fast genauso transparente Kopalharze die beanspruchbarer sind wie z.B. Manila Gummi-Kopal, Kauri-Kopal, Sandarak usw. Je nach Herkunftsland und Alter gibt es unzählige Sorten (siehe Wikipedia). Auch Geigenlacke sind Spirituslacke, die teilweise auf Kopalharz mit einer Beimischung von Schellack basieren.

Es ist durch Zeitzeugen überliefert, dass Märklin Copalharz-Lacke als Firnis verwendet hat. Die darunterliegenden lithographierten Farbschichten sind jedoch nicht Spiritus-basiert gewesen. Diese Lithographiefarben basierten wie bei der Druckerei meistens auf Leinölfirnis oder verwandten Surrogaten bzw. Ersatzstoffen. Für den Lithographiedruck musste der farbtragende Lack andere Eigenschaften als der Firnis haben: möglichst transparent, gut benetzend und anhaftend und nicht randbildend.

Einen Firnis auf Kopalharzbasis mischt man sich prinzipiell aus folgenden Grundbestandteilen an:

  • als Harz z.B. echter teilfossiler Copal, Gummikopal oder Dammar
  • eine Teilbeimischung von Sandarak oder Bernsteinpulver ergibt eine höhere Oberflächenhärte
  • Eine Beimischung von Schellack ergibt ebenfalls eine höhere Oberflächenhärte bei größerer Sprödigkeit und Wasserempfindlichkeit
  • als Lösungsmittel Bioethanol, Aceton oder Terpentinöl je nach Löslichkeit der Harze
  • als Beimengung zur Verhinderung von Rissbildung: Mastix, Rizinusöl, Kampfer

Eine konkretes Rezept zum selber Anmischen findet man auf der folgenden Seite ĂĽber Kopalharzlack.

Ein weiterer althergebrachter Firnis besteht aus Leinölfirnis, dem Pigmente beigemischt wurden. Hauptanwendungsgebiet ist die Ölmalerei. Leinöl wird auch verwendet, um Pigmente anzumischen und der obigen transparenten Grundmischung hinzuzugeben. Dazu bindet man die Pigmente zuerst in Leinölfirnis und reibt die Pigmente auf einer Glas- oder Steinplatte mit einem glatt geschliffenen Glasläufer zu einem feinen Pigmentbrei an. Dann füllt man die Pigmentmischung in Döschen ab, wonach man sie der transparenten Grundmischung je nach Bedarf zugeben kann.

Hier eine Auswahl an bekannten historischen Rezepten:

Mit Petersburger Lack wird eine Rezeptur für einen hochglänzenden streichfertigen Schellack aus dem 18ten Jahrhundert bezeichnet. Die Zusammensetzung ist wie folgt:

Ethylalkohol, Schellack, Sandarak, Lärchenterpentin, Gummi-Mastix, Lavendel- und Kampferöl.

Geigenlack ist mit obigem Rezept eng verwandt. Er enthält ähnliche Inhaltsstoffe mit einem größeren Anteil von Mastix in dieser Grundzusammensetzung:

11gr Mastix, 9gr Sandarak, 26gr Blätterschellack, 250ml Ethanol.

Bernstein-Fussbodenlack wird angemischt aus

2 Teile geschmolzenem Bernsteinpulver, 1 Teil Leinölfirnis und 3 Teilen Terpentinöl.

Dieser Lack ist besonders beanspruchbar.

Weitere Lacke sind in HĂĽlle und FĂĽlle in der Fachliteratur des 19ten Jahrhunderts beschrieben. Im Gegensatz zu heute haben die Spielzeugfabrikanten aber viele Farben noch aus Ihren Grundbestandteilen selber angemischt, so dass ĂĽber die konkreten verwendeten Zusammensetzungen einzelner Hersteller nur spekuliert werden kann.

Mehr dazu auf maetrix.net.

Spezielle Anwendungsfälle:

  • Zum Ausbessern und Fixieren von Rissen kann neben Kopalharzlack auch Schellack verwendet werden.
  • Um einen dickflĂĽssigen Lack zur erhalten, mischt man mit einem GroĂźteil Aceton an und lässt ihn verdampfen.
  • Falls die alten Farbschichten einmal mit einer modernen Farbe ĂĽbermalt wurden, so kann man sie mittels Vereisungsspray und Skalpell wieder freilegen.
  • Und manchmal braucht es gar keine Lacke: FĂĽr das Schwärzen von Blech- bzw. Eisenteilen benötigt man gar keinen Lack, sondern diese Teile können brĂĽniert werden. Dazu streicht man sie mehrfach mit Olivenöl ein und hält sie in die Gasflamme. Dies ergibt einen matten tiefschwarzen Glanz, der schon von sich aus eine schöne Patina hat.

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