Kopalharzlack
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Für eine Grundmischung zum Herstellen von Kopalharzlacken verwendet man z.B. Manila Gummi-Kopal:
Auf ein Gurkenglas von ca. 500ml kommt etwa ein Drittel Gummikopal. Mit Bioenthanol wird bis zur Hälfte aufgefüllt und umgerührt. Nach einiger Zeit setzt sich unten der schwer lösliche Anteil und oben eine goldgelbe Harzlösung ab. Es gibt 99%- oder 94%-igen Bioethanol. Einen Unterschied habe ich nicht feststellen können. Bei härteren Kopalharzen wie z.B. aus Kolumbien kann man die Auflösung durch Verwendung von Terpentinöl oder einer Beimischung von Aceton beschleunigen. Auch Hitze und Sonnenwärme verbessert die Löslichkeit. Einige besonders harte Harze müssen sogar gekocht werden, um in Lösung zu gehen. Es bleibt zum Ende ein gewisser Bodensatz an Fest- und Schleimstoffen übrig. Die aufstehende Harzlösung gießt man daher in ein zweites Glas ab:
Übrig bleibt einiges an Schmodder:
Noch sind Schwebstoffe in der Mischung enthalten. Daher wird noch einmal durch einen Trichter gefiltert. Atemschutzmasken eignen sich hervorragend als Filtriertüte -ein Zewa-Küchentuch tut es aber auch. Den Gießtrichter kann man sich aus einer abgeschnittenen Plastikflasche kostengünstig selber herstellen:
Schließlich füllt man das Glas noch mit Alkohol auf, je nachdem, ob die Mischung dick- oder dünnflüssig zum Lackieren sein soll. Die Zugabe einer geringen Menge Terpentinöl macht den Lack weniger spröde und widerstandsfähiger. Der Unterschied zu Alkohol ist, dass Terpentinöl nicht vollständig verdampft, sondern sich mit dem Harz verbindet. Die beste Qualität ist sog. Venezianisches Terpentin. Die übliche Qualität, das sog. Balsamterpentinöl, ist jedoch meistens ausreichend. Es ist in der Regel rektifiziert, d.h. gereinigt von Schleimstoffen usw.
Langfristig gibt es nach dem Trocknen bei reinen Kopalharzlacken häufig eine Rissbildung. Eine solche habe ich direkt nach der Anmischung bei einem Testanstrich noch nicht feststellen können, aber nach einiger Zeit bilden sich durch die thermische Belastung beim Aufwärmen und Abkühlen feine Risse insbesondere in den dickeren Schichten. Dem beugt man durch Hinzufügen von einem Esslöffelchen Mastix als Weichmacher vor:
Der Mastix wird vor dem Hinzufügen in einer kleinen Menge Alkohol oder Aceton aufgelöst. Mastix erhöht in entsprechender Konzentration auch den Glanz.
Alternative Weichmacher anstelle von Mastix sind Rizinusöl und Kampher. Optionale Zusätze zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit sind Schellack, Dammar, Sandarak und Bernsteinpulver. Letzteres wird bei 150 Grad in Leinöl geschmolzen und mit Terpentinöl abgemischt.
Die genaue Mischung ist sehr von der Qualität und Beschaffenheit der natürlichen Ausgangsmaterialien abhängig, so dass man hier experimentieren muss, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Ob die Mischung einer Rissbildung vorbeugt, testet man durch mehrfaches Abkühlen im Gefrierschrank und Erhitzen mit dem Fön. Ein paar Tropfen Rizinusöl sind hier meistens schon ausreichend.
Ergebnisse:
- Trocknungszeit auf Holz als farbechte Grundierung: 15min
- Trocknungszeit auf Blech als transparenter Firnis: 30min
Eine Alternative zur Grundierung von Holz ist bekanntermaßen Leinöl. Im Vergleich zu Kopalharzlack feuert Leinöl das Holz aber an, es vergilbt im Sonnenlicht und eine vollständige Trocknung dauert mehrere Tage. Im Tischlerhandwerk wird daher in der Regel sog. Halböl als Grundierung benutzt, welches fast genauso gut einzieht, aber innerhalb von 24h trocknet. Dieses Öl besteht aus 50% Leinölfirnis und 50% Terpentinöl. Daher auch der Name.
Der finale transparente Firnis für Holz ist traditionell eine 1:1 Mischung von härterem Kopalharz mit Leinöl (1 Pfund Harz auf 1 Pfund Leinöl). Eine 1:2 Mischung ist dünnflüssiger und glänzt eher seiden-matt. Damit sich das Leinöl mit dem Harz verbindet, muss es bei steigender Temperatur 1–2 Stunden gekocht und verflüssigt werden, bis das vorgewärmte Leinöl in kleinen Dosen beigemengt werden kann. Der gesamte Zubereitungsprozess sollte wegen der Feuergefährlichkeit und der Dämpfe im Freien erfolgen. Schliesslich wird mit derselben Menge Terpentinöl (2 Pfund) abgemischt und zur Beschleunigung der Aushärtung werden dem Terpentin Sikkative (engl. japan drier) zugegeben (3–4 Teelöffel).
Sowohl moderne und als auch historische Alternativen zum Lackieren von Blech gibt es unzählige wie z.B. PU-, Nitro, oder Acryl-Lacke. Diese riechen aber in der Regel sehr viel mehr. Im Gegensatz dazu riecht Kopalharz sehr angenehm nach ätherischen Ölen. Die schöne satt-glänzende Oberfläche von Kopalharzlacken ist außerdem unerreicht. Weiterhin können Lackierfehler mit Alkohol ruckzuck entfernt und der Lack erneuert werden ohne mit giftigen Lackentfernern hantieren zu müssen. Vom Alkohol wird man evtl. etwas benebelt, wenn man zu sehr den Duft “einsaugt”, aber bei guter Belüftung arbeitet es sich mit Kopalharzlack sehr angenehm. Den Düften von Terpentinöl sollte man sich andererseits nicht dauerhaft aussetzen, weil es die Nieren schädigt (sog. Malerkrankheit). In modernen Farben wird daher Terpentinersatz verwendet, was aber nicht besser riecht oder funktioniert. Es arbeitet sich daher am besten an der frischen Luft nach dem Vorbild von van Gough, Gaugin und Monet, die gerne in und mit der Natur gemalt haben.
Tipps:
- Das Reinigen benetzter Oberflächen und Werkzeuge ist recht einfach: Man feuchtet die Oberfläche mit frischem Alkohol an und spült Wasser darüber. Dadurch emulgiert das Harz zu gummiartiger Konsistenz, wodurch es sich von Hand abrubbeln lässt. Für Pinsel taugt Universalverdünner.
- Das Entsorgen von Filtrier- und sonstigen Resten ist ebenfalls einfach: Einige Tage an der Luft eintrocknen lassen. Der zäh gewordene Rest kann unbedenklich im Hausmüll entsorgt werden.