Bing Datierung
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Bing Blechspielzeug ist heute rar und von Sammlern stark nachgefragt. Dies hängt u.a. damit zusammen, dass schon 1932 die Produktion eingestellt wurde und die Bing Spielzeuge heute mindestens 85 Jahre und in vielen Fällen bereits über 100 Jahre alt sind.
Aufgrund der langen Tradition der Bing Werke wurde über viele Dekaden, Produktionsepochen und Weltkriege hinweg eine Unzahl an Spielzeugen hergestellt. Dies macht die Datierung und die genaue zeitliche Einordnung schwierig.
Im folgenden soll nun eine Hilfestellung für die Datierung von Bing Spielzeug gegeben werden. Dies soll eine Orientierungshilfe darstellen und erhebt nicht den Anspruch einer genauen Datierung für jeden einzelnen Artikel, der irgendwann einmal in Nürnberg hergestellt wurde. Dies ist auch deswegen fast unmöglich, da viele Produktionsmerkmale nicht einem eindeutigen Datum zugeordnet werden können, weil z.B. alte und neue Modelle gleichzeitig hergestellt wurden und vorhandene Lagerbestände von Puffern etc. teilweise noch jahrelang aufgebraucht oder nachproduziert wurden. Bei manchen Ereignissen in der Geschichte der Gebrüder Bing sind sich selbst die Experten nicht einig, welchem Datum dies zuzuordnen wäre. Das fängt schon beim Gründungsjahr an. Manche beziffern dies mit 1867, manche bereits mit 1866.
D.h. die Datierungshilfe ist nicht nach Artikelnr. und zugehörigem Produktionszeitraum sortiert, sondern listet chronologisch die Veränderungen, die zum jeweiligen Zeitpunkt bei den einzelnen Lokserien und bei deren Herstellung eingeführt wurden und für den entsprechenden Zeitraum typisch waren. Aufgrund der Datierungsunsicherheiten ergibt sich eine Schwankungsbandbreite, die durchaus ein oder zwei Jahre betragen kann:
Jahr | Charakteristisches Merkmal |
---|---|
1866 | Gründungsjahr |
1880 | Erste einfache Uhrwerks- und Echtdampflokomotiven |
Gelötete Blechverbindungen | |
Handlackierung | |
Hohe schmale Führerhäuser (alte Form) | |
Gerade Kesselfront | |
Hoher [konischer] Schlot | |
Ösen-Kupplung mit Arretierhaken (ururalte Bingkupplung) | |
1882 | Bavaria-Plakette |
In der Regel noch zugeliefert von Schoenner | |
1895 | Erste Großhandelskataloge im dreijährigen Turnus mit jeweils 2 jährlichen Nachträgen |
1896 | Bügel-Kupplung mit Arretierung (uralte Bingkupplung) |
Rote Stahllaufräder mit 6 Speichen | |
Breite gerade Radlaufflächen mit geradem Spurkranz | |
Einfache konische Puffer | |
Achslager rund | |
Rote 6-Loch Gussräder | |
Dombasis gestuft | |
1897 | Gussräder mit 6 Speichen |
1899 | Einfache runde Haken-Bügel-Kupplung ohne Sporn (alte Bingkupplung mit gebogenem Überwurfbügel) |
1901 | Patent D.R.G.M. Kennzeichnung bis ca. 1920 (für Fliehkraft-regulirtes Uhrwerk) |
Einführung der Chromolithographie | |
Rote Stahllaufräder mit 10 Speichen | |
Aufgesetzte Laterne oben vor der Kesselfront | |
Spur-1 Puffer mit Zwischenring und gewölbten Flächen | |
Erstmals Spur 0 | |
Erstmals Auftreten der Spur Kennzeichen 0 I II usw. | |
1902 | GBN Zeichen mit Buchstaben GBN in drei verschlungenen Ringen in Raute vorne am dem Führerhaus oder seitliche Beschriftung mit GBN |
GBN Zeichen mit ineinander verschlungenen Buchstaben GBN auf der Kesselfront (findet sich bis ca. 1911) | |
Einfache runde Haken-Bügel-Kupplung ohne Sporn (alte Kleeblatt-Bingkupplung mit gestanztem Überwurfbügel und seitlichen Greifnoppen) | |
Wagenräder aus gepresstem Blech anstelle von Gussspeichenrädern | |
Spur 1 Achsdeckel rechteckig, nach unten verjüngend | |
1903 | Wagenräder aus gepresstem Blech mit angedeuteten Speichen (bis ca. 1906) |
Dombasis geradlinig | |
1905 | Etablierung der Chromolithographie |
Bunte doppelte oder dreifache Streifenverzierungen | |
Seitlich am Führerhaus Aufschrift 0|35 für Spur 0 und I|48 für Spur 1 | |
Hoher [gerader] Schlot | |
Schmale Radlaufflächen mit abgeschrägtem Spurkranz | |
Spur-1 Puffer mit Zwischenring und geraden kantigen Flächen (bis ca. 1926) | |
1908 | GBN Zeichen mit Buchstaben GBN in drei verschmolzenen Ringen in Raute mit Strahlenkranz vorne am Führerhaus oder auf der Pufferbohle |
Einführung des elektrischen Antriebs (Klappdeckelkastenmotor) | |
1909 | Ausweitung des Eisenbahnprogramms im Jugendstil |
Neubau des Betriebsgeländes in der Stephanstraße 49 | |
Durchgängig gelaschte Verbindungen in Großserie | |
Erstmals auch Tunnelloks (C.L.R.) | |
Erstmals auch Wagenbeleuchtungen | |
Erstmals auch Fernbetrieb über Hochleitungen mit Kupferblankdraht | |
Langes Führerhaus (neue Form) | |
Haken-Bügel-Kupplung mit Sporn (alte Bingkupplung mit Überwurfbügel) | |
Tender mit aufgedruckter Kohlewaage | |
Spur 1 Achsdeckel rechteckig, nicht verjüngend | |
Spur 0 Achslager nicht mehr rund sondern trapezförmige Radaufhängung | |
Silberne Dach- und Tenderkante (bis ca. 1927) | |
Dombasis geschwungen | |
1912 | Etablierung der Chromolithographie |
Durchgängiges Sortiment an Starkstromloks (mit 2 roten Blitzen) | |
Ãœberwiegend geradlinige Form mit verchromten Domen | |
Dunkelgrüne oder schwarze Lackierung (je nach dem Vorbild der Länderbahnen) | |
Seitlich am Führerhaus Aufschrift 0–35 für Spur 0 und I-48 für Spur 1 | |
Meist rot lackierte Bleiguss-Speichenräder, häufig auch nur schwarz | |
Teilweise spitze Kesselfront | |
Zentrales Licht in Kesselfront | |
1913 | Schienen mit Wechsel- anstelle von Doppelstiften an einem Ende |
1914–18 | 1ter Weltkrieg bewirkt Stopp der Produktion |
1919 | Spur-1 Puffer mit Stufe ohne Zwischenring (alte Form mit Stufe wird noch bis ca. 1926 verwendet) |
Umbenennung in Bing Werke | |
Ãœbergangweise GBN Raute und BW Logo gleichzeitig bis ca. 1925 | |
Nach dem 1. WK arabische Ziffern anstelle von römischen (z.B. als Abteilklasse) | |
1920 | Gründung der Deutschen Reichseisenbahnen (DRB) zur Eingliederung der Länderbahnen |
1923 | Gemarkt mit BW |
Anstelle der Spurweite nun Loknummern seitlich am Führerhaus und am Tender (nicht ausnahmslos) | |
Teak-Expresswagen ohne Beschriftung | |
Erstmals auch E-Loks (Vollbahnen) | |
1925 | Gründung der Deutschen Reichsbahngesellschaft (DRG) mit Reichsadler in gelbem Kreis |
Baubeginn der Einheitslokomotiven (d.h. BR 01) | |
1926 | Produktionsende der Starkstromloks und Umstellung auf 18V |
1927 | Jährliche Einzelhandelskataloge |
Ãœberwiegend geradlinige Form mit kleinen lackierten Domen | |
Schwarze oder hellgrüne Lackierung (je nach dem Vorbild der Länderbahnen) | |
Rot lackierte Zinkdruckguss-Speichenräder | |
1928 | Serie 36xx und 37xx |
1929 | Serie 37xx |
Reduktion der Produktion von Spur 1 Modellen (nur noch 2 elektrische Modelle und 6 Uhrwerk B-Loks) | |
1930 | Seitliche Windleitbleche (wie beim Vorbild BR 01 mit Wagnerleitblechen, Witteleitbleche gab es erst ab 1943) |
Hellgrüne Lackierung mit oder ohne Sandrohre | |
Schwarze Lackierung mit roten Zierstreifen mit oder ohne Sandrohre | |
Zapfen-Doppelbügel-Kupplung (neue autom. Bingkupplung zum Zusammenschieben) | |
Serie 38xx (Uhrwerk), 540x (Batterie 4V) und 710x (elektrisch 20V) | |
1931 | Schwarze Lackierung mit Wagnerwindleitblechen und dicken roten Längsstreifen (nach dem Vorbild der DRG Einheitslokomotiven) |
Serie 38xx und 710x | |
1932 | Serie 711x |
Insolvenz | |
1933 | Ãœbernahme von Spur 0 und 00 (Tischbahn) durch Karl Bub |
Doppelt gemarkt mit KB BW | |
1934 | Gemarkt mit KB |
1935 | Nur noch Nachproduktion der Spur 00 |
1936 | Ende der Bing Nachproduktion bei Karl Bub |
Umfirmierung der DRG zur Deutschen Reichsbahn (DR) mit Reichsadler auf Lorbeerkranz (und Hakenkreuz) |
Bewertungsschema von Bing Lokomotiven im wenig bespielten funktionsfähigen Zustand:
- Pro Achse 50–70 EUR
- Galeriestangen: +20%
- Vor 1923: +20%
- Vor 1919: +50%
- Vor 1912: +100%
- Vor 1909: +150%
- Vor 1905: +200%
- Vor 1902: +400%
- Spur 1: +60%
- Uhrwerk: −40%
- Bespielter Zustand: −30%
- Fehlteile: −50%
- Rollmaterial: pro Achse mindestens 7 EUR