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Blecheisenbahnen

| Industrielles Nürnberg

Blecheisenbahnen sind Spielzeugeisenbahnen, die aus lackiertem oder lithographiertem Blech hergestellt wurden. Heutzutage haben sich andere Herstellungstechniken durchgesetzt, aber zur Hochzeit der Blecheisenbahnen in den 20er und 30 Jahren des 20ten Jahrhunderts waren diese sehr beliebt und lagen millionenfach unter dem Weihnachtsbaum.

Die Anfänge der Blecheisenbahnen reichen bis ins 19te Jahrhundert zurück, wo sie jedoch hauptsächlich das Spielzeug von reicher und adeliger Kundschaft waren. Mit der Industrialisierung und der einhergehenden Massenproduktion wurden die Blecheisenbahnen in den 20er Jahren des 20ten Jahrhunderts immer populärer. Die Produktionszeit dauerte bis ca. 1955 an, wobei nach dem 2ten Weltkrieg die Anzahl der Hersteller und die Produktion bereits deutlich zurück ging.

Bekannte Hersteller waren in Deutschland Märklin, Bing, Bub, Kraus-Fandor und andere kleine Hersteller wie Zeuke, Beckh, Doll, Distler, Dressler oder Wimmer, die hauptsächlich in Nürnberg ansässig waren.

Im englischen Sprachraum sind die Blecheisenbahnen unter dem Begriff Tinplate bekannt. Bekannte Hersteller in Großbritannien waren Hornby, Bassett-Lowke und Trix. In Frankreich waren die größten Hersteller JeP und Hornby France.

In der Vorkriegszeit bis 1939 war die vorherrschende Spurbreite die Spur 0 mit einer Breite der Gleise von 32mm ($1\frac14$ Inch). Diese Gleise waren vollständig aus Blech gefertigt. Die Spur 0 wiederum war der kleine Bruder der Spur 1 mit $1\frac{3}{4}$ Inch Breite, die vor dem 1ten Weltkrieg in Europa verbreitet war. In Amerika gab es dagegen die sogenannte Standard Gauge, welche mit $2\frac{1}{8}$ Inch etwas größer als Spur 1 war (und sogar größer als Spur 2 mit 2 Inch).

Aufgrund der Größe der Loks waren Anlagen in Tischgröße kaum zu realisieren, weswegen in 1935 Märklin und Trix (bzw. als Vorläufer bereits Bing in 1923) die sogenannte Tischeisenbahn herausbrachten. Die Spurbreite war mit 16mm halb so groß wie bei Spur 0, daher die Bezeichnung Spur H0 bzw. in der damagiglen Schreibweise auch Spur 00.

Die Tischeisenbahn erfeute sich einer so großen Beliebtheit, dass nach dem 2ten Weltkrieg z.B. Märklin zwar anfänglich noch Spur 0 Loks im Angebot hatte, diese aber nicht mehr wesentlich weiterentwickelte und schließlich im Jahr 1955 die Spur 0 Produktion komplett einstellte. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch bereits kaum mehr Blecheisenbahnen hergestellt. Es wurde fast ausschließlich das Zinkdruckgussverfahren verwendet. Die Gleise waren auch nicht mehr vollständig aus Blech sondern hatten Gleisbette aus Bakelit, Plastik oder Hartpappe.

In den USA war Lionel der Marktführer bei Modelleisenbahnen neben den zwei Hauptwettbewerbern Ives und American Flyer. Im Gegensatz zu Europa haben sich in den USA nach dem 2ten Weltkrieg die großen Spur 0 Eisenbahnen gehalten, da in während des Krieges in den USA die Spielzeugproduktion noch lange weiterlief und auch keine Kriegsschäden zu verzeichnen waren. MTH stellte als Lizenznehmer von Lionel lange Zeit noch Spur 0 Loks und Blechgleise her. Diese klassischen Nachbauten sind jedoch seit 2022 leider nicht mehr im Angebot und sind nun selbst begehrte Sammlerstücke geworden.

Heute ist die Spur 0 hauptsächlich ein Gebiet für Nostalgiker, die den Charme der großen alten Modelleisenbahnen noch aus ihrer Kindheit her kennen. Aber auch neu aufgelegte Spur 0 Loks der Firmen Lenz und ETS werden in letzter Zeit wieder beliebter. Alte Spur 0 Loks von Märklin, Bing und Lionel sind jedoch immer noch die klassischen Sammler- und Liebhaberobjekte und dementsprechend begehrt und teuer. Man sieht sie aber auch regelmäßig auf den Spielertreffen der Sammlergemeinde.

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